Beim Start in die Langstreckensaison auf der Nordschleife konnten die Audi-Teams die Pace bestimmen. Im Sieger-Audi R8 LMS saß mit Frank Stippler (41) einer der wohl routiniertesten Nordschleifenpiloten. Für den studierten Ingenieur ist die legendäre Eifelstrecke Arbeitsplatz und Wohnzimmer gleichermaßen. Als erklärter Motorsportfan fand er zunächst über den historischen Motorsport Zugang zu seinem heutigen Job. Heute ist er als Test- und Entwicklungsfahrer sowie Profi-Rennfahrer immer dann auf der Naturrennstrecke unterwegs, wenn es um die Entwicklung und Perfektionierung der sportlichsten Serienmodelle und GT3-Fahrzeuge von Audi geht – so auch den R8 LMS, den er heute im Rennbetrieb selbst bewegt. Im Interview verrät er einiges über die aktuellen Kräfteverhältnisse – und über seine besondere Beziehung zu Strecke und Rennwagen.
???: Audi hat beim Saisonstart einen starken Eindruck hinterlassen – habt Ihr im Winter besser gearbeitet als die Konkurrenten?
Frank Stippler: „Wir profitieren von einem Erfahrungsvorsprung, der – je nachdem, welchen Mitbewerber man betrachtet – ein halbes Jahr und mehr beträgt. 2015 haben wir den Audi R8 LMS gleichzeitig als Straßen- und Rennmodell eingeführt. Gleichzeitig kamen aber auch der BMW M6 und der Mercedes-AMG GT3 heraus. Mit den jeweiligen Rennversionen hat man dort aber ein Jahr länger gewartet. Ähnliches gilt auch für Porsche. Wir konnten dagegen 2015 schon viele Erfahrungen mit dem Auto sammeln, haben die 24 Stunden von Spa als Zweite und das 24h-Rennen auf dem Nürburgring als Sieger abgeschlossen. Das hatte natürlich auch einen Werbeeffekt, der mit dafür sorgte, dass wir großen Erfolg beim Verkauf des Kundensport-Fahrzeugs hatten.“
???: Nach dem Sieg beim VLN-Auftakt und als Titelverteidiger beim 24h-Rennen sehen viele Audi in der Favoritenrolle. Wie siehst Du das?
Frank Stippler: „Wie schon gesagt, haben wir mit unserem Einsatzauto etwas mehr Erfahrung als die anderen. Aber ich bin mir sicher, dass die Lücke mit jedem Rennen ganz fix kleiner wird. Wenn ich die Fahrerbesetzungen und die Anzahl der werksunterstützten Autos bei den Konkurrenten ansehe, spricht das schon für sich. Noch sind die Konkurrenten mitten in der Entwicklungsarbeit, aber bis zum 24h-Rennen wird das anders aussehen. Es läuft darauf hinaus, dass es wieder einen ganz harten Kampf auf Augenhöhe gibt.“
???: Beim ersten VLN-Lauf hast Du die Konkurrenten zum ersten Mal im Wettbewerb gesehen. Wie stark sind die einzelnen Modelle?
Frank Stippler: „Auf der Rennstrecke kann man jetzt schon sehen, welchen Speed die Autos auf der Geraden haben. Auch wenn sie in der ein oder anderen Ecke vielleicht noch unruhiger liegen, ist doch klar: Bis zum 24h-Rennen wird das auskuriert sein.
???: Du kennst die Nordschleife als Fahrer neuer und historischer Rennwagen, aber auch als Fan auf der Tribüne. Was macht für dich die Faszination aus?
Frank Stippler: „Die Strecke hat eine einzigartige Topographie. Es gibt wohl nirgendwo sonst so große Höhenunterschiede, so viele Bodenwellen, so hohe fahrerische Anforderungen. Die Strecke ist nach alter Schule in die Natur eingebettet, der Verlauf ist seit 1927 im Prinzip unverändert. Das ist ein einzigartiger Luxus für mich, sie vor der Haustüre zu haben: Die Nordschleife gehören zu meinem Heimatgefühl dazu.“
???: Du bist Rennfahrer und ausgebildeter Ingenieur. Warum hast Du diese Kombination gewählt – hilft sie bei der Arbeit auf der Rennstrecke?
Frank Stippler: „Mir war immer wichtig, neben dem Rennfahren auch eine Berufsausbildung zu machen. Deshalb bin ich ausgebildeter Mechaniker und habe danach ein Studium in Köln begonnen. Als ich das 2003 beendet hatte, nahm mich Audi in doppelter Funktion als Testfahrer und Rennfahrer unter Vertrag. Die Testarbeit hat deshalb in den vergangenen 13 Jahren eine wichtige Rolle für mich gespielt. Dabei habe ich nicht nur den R8 LMS mit entwickelt, sondern eine Reihe sportlicher Modelle des Serienbaus mit abgestimmt. Vermutlich habe ich einen Vorteil anderen Fahrern gegenüber. Andererseits wird ein Rennfahrer ohne diesen Background mit Hilfe eines guten Ingenieurs ein Auto auch weiterbringen können. Beides muss wie Zahnräder ineinandergreifen: Der Ingenieur muss die Aussagen des Fahrers richtig interpretieren – egal, wie gut oder schlecht die sind. Beide zusammen müssen ein gutes Team bilden.“
???: Du bist auch Markenbotschafter für den TÜV Rheinland. Was ist Deine Aufgabe? Passte das zum Hintergrund der Ingenieurs-Ausbildung?
Frank Stippler: „Mit dem TÜV Rheinland hatte ich schon früh viele Berührungspunkte. Schon im Studium bin ich täglich am TÜV-Turm in Köln vorbeigekommen, aber den Anstoß gab natürlich etwas anderes: Der TÜV Rheinland suchte einen Experten für Oldtimer. Ich habe mit 15 Jahren begonnen, meinen eigenen historischen Tourenwagen zu restaurieren und zu tunen. Als ich 18 wurde, durfte ich ihn endlich fahren – und habe damit den Schritt in den Motorsport gemacht. Seitdem bin ich immer wieder im historischen Sport auf Tour, für den ich nach wie vor eine große Leidenschaft habe. Außerdem ist der TÜV viel auf der Nordschleife unterwegs und zudem Partner und Sponsor des Nürburgrings. So gab und gibt es viele Schnittpunkte.“
14. April 2016
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