• Audi-Werksfahrer startet 2020 in DTM, Formel E und der Langstrecke
• Zum GT3-Einsatz auf der Nordschleife: „Man muss mutig sein“
Der gebürtige Mindener René Rast gehört zu den Routiniers unter den Top-Fahrern beim ADAC TOTAL 24h-Rennen. Der Audi-Werkspilot absolviert in diesem Jahr seinen zwölften Start beim Langstreckenklassiker und sammelte auch bei anderen Gelegenheiten schon viele weitere Rennkilometer auf der Nordschleife. Nun ist der amtierende DTM-Champion voll motiviert: Nach zwei Meistertiteln in der DTM (2017 und 2019) würde er Mit seinen Teamkollegen Mattia Drudi (ITA), Christopher Mies (GER) und Kelvin van der Linde (GER) im Audi Sport Team gerne beim 24h-Rennen das Double voll machen. Denn trotz Top-Leistungen wie dem dritten Platz im vergangenen Jahr gelang ihm bislang erst ein Sieg – der datiert aus 2014. Im Gespräch verrät der vielseitige Pilot, was ihn antreibt.
???: 2020 ist auch für Rennfahrer ein außergewöhnliches Jahr. Während des Lockdowns war nicht an Motorsport zu denken. Wie hält man sich fit und verhindert, dass Reflexe und „Popometer“ nachlassen?
René Rast: „Sich fit zu halten, war relativ einfach. Wenn man viel Zeit hat, kann man auch viel Sport treiben. Ich bin viel Fahrrad gefahren und habe Krafttraining gemacht. Das war also kein Problem. Das Thema ‚Popometer‘ war schon etwas schwieriger. Im echten Rennauto fuhr ich fast gar nicht, der Rest waren Simulator-Fahrten. Damit konnten wir immerhin die Hand-Augen-Koordination trainieren. Aber so schnell verlernt man auch nicht ein Rennauto zu fahren.“
???: Danach ging es für Dich Schlag auf Schlag: DTM, Formel E, NLS und natürlich 24h-Rennen. Wie groß ist die Umstellung zwischen den Fahrzeugen?
René Rast: „Die Umstellung von der Formel E auf die DTM war eine Herausforderung. Das musste ich innerhalb kurzer Zeit erstmals bewerkstelligen. Ganz ehrlich: Ich hatte ein paar Anpassungsschwierigkeiten. Aber wenn man die Autos mit Verbrennungsmotor gut kennt, ist der Wechsel zwischen DTM und GT3 kein Thema, solange ein Tag dazwischenliegt. Man weiß direkt, was das Auto verlangt und wie man es fahren muss. Innerhalb von ein paar Stunden wäre aber auch das nicht ganz so einfach.“
???: Beim 24h-Rennen hast Du 2014 gewonnen. Nach vielen Siegen und einer Reihe von Titeln – ist diese Trophäe überhaupt noch etwas Besonderes?
René Rast: „Dieses Rennen bleibt auf jeden Fall etwas Besonderes. Es war immer mein großes Ziel, einmal die 24h auf dem Nürburgring zu gewinnen. Es hat mir viel bedeutet und ich bin mega-glücklich, dies nun schon einmal erreicht zu haben. Der Sieg ist jetzt schon wieder sechs Jahre her. Es wäre schön, noch einmal zu gewinnen. Damals fühlte es sich gigantisch an. Danach war ich noch mehrfach nahe dran zu gewinnen, aber es hat bisher noch nicht wieder gereicht.“
???: Was macht denn das Rennfahren auf der Nordschleife aus? Sind da andere Qualitäten gefordert als etwa in der DTM, im Formel- oder Sportwagen-Bereich?
René Rast: „Definitiv braucht man andere Qualitäten. Die Herausforderung ist die Strecke, denn auf der Nordschleife gibt es fast keine Auslaufzonen, aber viele schnelle Kurven. Als Fahrer muss man mit einem GT3-Auto sehr mutig sein. Von Jahr zu Jahr ist eine Steigerung der Anforderungen spürbar, sowohl bei der Strecke als auch beim Auto. Die Kurvengeschwindigkeiten sind weiter gestiegen. An Stellen wie Flugplatz oder Schwedenkreuz haben wir früher gebremst, teilweise sogar heruntergeschaltet. Heute fahren wir sie Vollgas mit 260-270 km/h. Wenn man nicht oft genug Nordschleife und GT3 fährt, ist das eine große Herausforderung. Man muss viel Mut zeigen, um Vollgas zu fahren, gerade auch nachts und in Situationen, in denen es um jede einzelne Rundenzeit geht. Im Rennen kommt es darauf an, den Verkehr richtig zu lesen, die Lücken zu finden, das Risiko zu managen und auf der Strecke zu bleiben.“
???: Audi hat beim 24h-Rennen mit fünf Gesamtsiegen (2012, 2014, 2015, 2017 und 2019) eine exzellente Bilanz. In der NLS 2020 ist mit dem Doppelsieg beim 6h-Rennen der Knoten geplatzt: Wie sind die Kräfteverhältnisse vor dem 24h-Rennen?
René Rast: „Ich habe lediglich am ersten Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie teilgenommen. Seitdem hat sich viel getan und ich tue mich etwas schwer, dies einzuschätzen. Die BoP hat sich verändert. Audi war zuletzt sehr stark mit dem Doppelsieg beim fünften Lauf. Mal sehen, was sich noch tut bis zum Rennen. Audi war in der Vergangenheit oft stark und ist einer der erfolgreichsten Hersteller seit 2009. Es zeichnet Audi aus, immer schnell zu sein, gute Fahrerpaarungen zu haben und ein sehr starkes und standfestes Auto zu haben. Defekte sind wirklich selten. Das gesamte Paket ist bei Audi stark.“
???: Es wird wohl ein außergewöhnliches 24h-Rennen: Keine Fans an der Nordschleife und auch ob es Zuschauer auf den Tribünen gibt, ist ganz unsicher. Wie ist das Gefühl im Cockpit, wenn man sonst beim 24h-Rennen tagelang durchs Volksfest an der Nordschleife fährt?
René Rast: „Es wird mit Sicherheit nicht das gleiche Gefühl sein wie in den Vorjahren. Ich erinnere mich immer gerne an die Startaufstellung und die Bilder aus dem Hubschrauber. Da hat man die Autos vor lauter Menschen oft nicht mehr gesehen und auch die Tribünen waren von vorne bis hinten gefüllt. Das ist ein einzigartiger Moment für uns Fahrer in der Startaufstellung. Während des Rennens haben wir die Fans gesehen, die 24 Stunden lang Party feiern und ihr Essen grillen. Das ist einmalig. Ohne Fans ist es also nicht dasselbe Gefühl. Aber wir alle wissen, dass wir auf Nummer sicher gehen und der Gesundheit Vorrang geben müssen.“
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