• Aus DTM, Le Mans und WTCR ins 24h-Cockpit
• Viele Spitzenpiloten haben einen sehr geschäftigen September
• Kurze Regenerationsphasen und schnelle Umstellung gefordert
Über eines können sich die internationalen Rennfahrer derzeit nicht beklagen: einen Mangel an Arbeit. Nachdem durch den wochenlangen Corona-Lockdown die Termine vieler Rennserien verschoben wurden, geht es derzeit Schlag auf Schlag – auch für viele der Topfahrer beim ADAC TOTAL 24h-Rennen. Denn bevor sie am letzten September-Wochenende beim Langstreckenklassiker auf der legendären Nürburgring-Nordschleife antreten können, haben sie noch Verpflichtungen beim französischen Klassiker von Le Mans, in der DTM oder kommen frisch aus dem Trubel des FIA Tourenwagen-Weltcups (WTCR), der gerade erst seine Saison im belgischen Zolder begonnen hat und beim 24h-Rennen die Läufe Nummer drei und vier austrägt. Dutzende Piloten haben quer durch das Starterfeld damit auch das Problem, dass sie sich schnell umstellen müssen – etwa der vierfache 24h-Sieger am Nürburgring, Romain Dumas (FRA). Er klettert an der Sarthe in den Sportprototypen von Rebellion Racing, um eine Woche später in der Eifel als Doppelstarter im Porsche 911 GT3 R des KCMG-Teams anzutreten. Er führt eine Gruppe von über 20 Piloten an, die von Le Mans aus direkt an den Nürburgring weiterreisen. Im Feld der DTM, die am Le-Mans-Wochenende am Nürburgring gastiert, können dagegen die Hälfte aller Piloten ihr Hotelzimmer behalten, darunter mit Nico Müller (SUI), Robin Frijns (NED) und René Rast (GER) die aktuell auf den Top-Drei-Plätzen rangierenden Audi-Piloten.
Die Qualität der Fahrer beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring ist bemerkenswert. Davon legen die zahlreichen Le-Mans- und DTM-Starter ein Zeugnis ab. Und einige Teams stechen in dieser Hinsicht besonders hervor. Während bei den Vorjahressiegern von Audi vor allem Nordschleifen- und Langstreckenexperten ins Lenkrad greifen, die von den Top-DTM-Piloten verstärkt werden, setzen einige Teams anderer Fabrikate stark auf die Expertise der internationalen Endurancepiloten. Frikadelli Racing etwa, bei denen der Neunelfer mit der Startnummer #31 komplett mit Le Mans-Piloten besetzt ist: Michael Christensen (GBR), Kévin Estre (AUT), Maxime Martin (BEL) und Matt Campbell (AUS) treten an der Sarthe allesamt in der GTE-Klasse an. Im Mercedes-AMG-Lager ist es das Getspeedteam, wo aus der Fahrerbesetzung des #10 Mercedes AMG GT3 einzig Christer Jöns (GER) nicht aus Le Mans anreist, während die Kollegen Francois Perrodo, Emmanuel Collard und Matthieu Vaxiviere (alle FRA) beim französischen Klassiker im Einsatz sind. Bemerkenswert auch die beiden BMW M6 GT3 von Rowe Racing: Hier teilen sich die DTM-Piloten Marco Wittmann (Fürth), Lucas Auer und Philipp Eng (beide AUT) das Cockpit der #98 mit Le-Mans-Starter Tom Blomqvist (MCO). Der zweifache DTM-Gesamtsieger Wittmann berichtet: „Es ist ein stressiger September mit vielen Rennwochenenden hintereinander. Man versucht da immer, zu Wochenbeginn die Batterien ein wenig aufzuladen, um wieder pünktlich fit zu sein. Das klappt bislang ganz gut – zumal man ja als Rennfahrer einfach gerne im Auto sitzt.“ Die Umstellung auf den GT3 fällt dem DTM-Ass dabei „gar nicht so schwer, vor allem auf der Nordschleife. Die hat im Gegensatz zu typischen Sprintstrecken viele flüssige Kurven, wo der Abtrieb des GT3 auch sehr hilfreich ist. Die Vorfreude ist natürlich groß – auch wenn es ein in gewisser Weise einzigartiges Rennen ist, da wir nicht die Zuschauerkulisse der Vergangenheit haben werden.“
WTCR und 24h-Rennen: Doppelstarter haben Extraportion Nordschleife
Auch im zweiten Rowe-Auto mit der #99 ist die Fahrerbesetzung sehenswert. GT3-Experte Nick Yelloly wird den M6 GT3 gemeinsam mit seinem britischen Landsmann und Formel-E-Piloten Alexander Sims, dem doppelstartenden DTM-Fahrer Philipp Eng und FIA-WTCR-Fahrer Nicky Catsburg (BEL) durch Tag und Nacht chauffieren. Catsburg führt damit die kleine Gruppe der Piloten aus dem Tourenwagen-Weltcup an, die sich beim deutschen 24h-Rennen den Strapazen eines Doppelstarts unterziehen. In Runde drei und vier der FIA WTCR und im 24h-Rennen treten außerdem noch Tiago Monteiro (POR) und Luca Engstler (Wiggensbach) an. Sie werden beim 24h-Rennen um den TCR-Klassensieg konkurrieren. Monteiro geht im Honda Civic TCR an den Start, Engstler im stark besetzten Hyundai i30 N von Hyundai Motorsport.
Starke deutsche Akzente beim Auftakt der FIA WTCR
Der Auftakt des FIA Tourenwagen-Weltcups (FIA WTCR) im belgischen Zolder verlief erwartungsgemäß actiongeladen und spannend und macht Lust auf den Deutschland-Auftritt beim 24h-Rennen. Denn aus deutscher Sicht gab vor allem das erste Rennen Anlass zur Freude, holte doch der einzige deutsche Rennstall im Feld im ersten Heat gleich zwei Podiumsplätze: Nestor Girolami (ARG) und Attila Tassi (HUN) fuhren mit den Honda Civic TCR von All-inkl.com Münnich Motorsport auf Platz eins und drei, der Schwede Thed Björk (Lyck & Co 03 TCR) konnte sich als Zweitplatzierter den verbleibenden Podiumsplatz sichern. Seine Team- und Markenkollegen Yann Ehrlacher und Yvan Muller (beide FRA) sowie Santiago Urrutia (URY) sorgten im zweiten Rennen für einen Dreifachtriumph der chinesischen Marke. Sie profitierten dabei allerdings vom Missgeschick des Polesetters Nathanael Berthon (FRA), der im Audi RS3 LMS des Comtoyou DHL Team Audi Sport eine Drive-Trough-Strafe wegen eines Frühstarts kassierte und so seine tolle Trainings-Performance nicht in ein Top-Resultat umsetzen konnte. Ehrlacher dagegen sicherte sich mit dem Sieg auch die vorläufige Meisterschaftsführung. Vor dem zweiten Aufeinandertreffen der Saison auf dem Nürburgring rangiert der 24-jährige Elsässer vor Nestor Girolami im deutschen All-Inkl-Honda und seinem eigenen Onkel, dem Cyan-Teamkollegen Yan Muller. Für Luca Engstler als einzigem deutschen Piloten im Feld brachten die beiden Premierenläufe der WTCR-Saison einen zwölften und einen zehnten Platz. Der Wiggensbacher konnte sich damit den zweiten Platz in der Rookie-Wertung der WTCR sichern.
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